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Mit allen Sinnen seinen Weg gehen: die Blinden-App „Camassia“


Dieses Manuskript lag einem Artikel vor, der im Frühjahr dieses Jahres in den Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) erschienen ist.

Mit so genannten Knochenleitungshörern ausgestattet, die die Ohrmuscheln freilassen und damit dazu einladen, die Geräusche in der Umgebung wahrzunehmen, geht die Reise, ausgestattet mit dem Smartphone, los: In der in Zusammenarbeit mit Informatikstudierenden des KIT und allen voran Gerhard Jaworek vom Studienzentrum für Sehgeschädigte am KIT (SZS) entwickelten App „Camassia“ können Blinde und Sehgeschädigte in Bereichen ohne ausgeprägte Wegmarken besser den Weg finden. Dies schafft eine Ergänzung zum Blindenlangstock, einer quasi verlängerten Hand. Blinde hatten mit dem Stock bisher Hindernisse, aber vor allem auch Wegmarken detektiert, um sich daran zu orientieren.

Mit dem Smartphone direkt ans Ziel

Mit der App „Camassia“ wird das Smartphone zum Wegbereiter und stellt für die rund 100.000 Blinden und 1, 1 Millionen stark Sehgeschädigten in Deutschland sowie 3, 75 Millionen Blinden und 30 Millionen stark Sehgeschädigten in Europa (Quelle: Die Angaben basieren auf einem Bericht der WHO, wobei für Europa nur lückenhafte Daten verfügbar sind, siehe Beispiel WHO eine Revolution dar.

Das Tonsignal ist Wegbereiter

Die App funktioniert dabei ganz einfach über ein Assistenzsystem. Dieses identifiziert die Wegfarbe und wird da, wo diese per Sensor gefunden wird, mit Tönen dargestellt. Wenn sich dem Blinden ein Gegenstand in den Weg stellt, sprich: ein Fahrrad vorbeifährt oder ein Mensch mit Hund Gassi geht, sind weniger Töne zu hören, weil Fahrrad oder Hund in dem Moment die Wegfarbe und damit das Tonsignal versperren. Blinde können sich so beispielsweise in einem Park besser zurechtfinden, da sich hier zu wenig Wegmarken, weniger Hinweispunkte und Wegbegrenzungen sowie Orientierungspunkte befinden, welche man gerade mit einem Blindenstock weniger gut wahrnehmen kann. Als Sensor, um den Weg besser erkennen zu können, werden die Kamera und deren Neigungswinkel genutzt. Der Hintergrund für die Nutzung des Neigungswinkels ist, dass Blinde hierüber Informationen zur betrachteten Perspektive gewinnen können. Die Umwandlung in Töne, die sogenannte Sonifikation (deutsch: „Verklanglichung“ und die Darstellung von Daten in Klängen), geschieht im Smartphone direkt. Es wird kein spezieller Dienst benötigt. Man agiert bei der Nutzung der App komplett autonom. Die Darstellung ist dabei unmittelbar. In dem Moment, in dem der Nutzer sich bewegt, ändert sich auch die Tonlage und andersfarbige Objekte als Hindernisse wie eine Mauer auf dem Weg werden aus dem Tonsignal herausgenommen.

Hintergrund

Die App ist bisher für 4,49 Euro im Apple Store erhältlich und wurde schon nach wenigen Tagen von rund 100 Betroffenen der Zielgruppe heruntergeladen. Die aus rund zehn Mitarbeitern bestehende Ettlinger Firma iXpoint Informationssysteme GmbH war Initiator sowie Ideengeber und vermarktet die App. Seit 1993 wird die Firma von dem Geschäftsführer und Elektrotechniker Stefan Siebert und dem Informatiker Gerd Güldenpfennig geleitet. Dr. Sebastian Ritterbusch (43), Leiter Forschung & Entwicklung, der unter anderem nach seinem Studium der Techno-Mathematik als Post-Doc am KIT ein Labor für Visualisierung aufgebaut hatte, leitete die Entwicklung bei iXpoint.

Die Firma, die sich ansonsten mit Mobilen Lösungen, Bildverarbeitung und Augmented Reality auseinander setzt, sieht das Projekt „Camassia“ dabei als Zugewinn, um sich in dem Markt „Hilfsmittel für Blinde“ zu etablieren.

ixpoint

App Camassia


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